Sabine’s Homepage

Schlangen und Skorpione
Frau Stanzel (Sahara Club) spricht mir aus dem Herzen:


Die Ferienzeit rückt näher, jeder redet gerne über seinen Urlaub. Also bleibt es auch nicht aus,dass ich nach meinen Urlaubsplänen gefragt werde.
Während der langen Jahre, die ich nun in die Sahara fahre, ist mir aufgefallen, dass die Gespräche, die ich mit Nicht-Sahara Fahrern über dieses Thema führe, immer gleich ablaufen. Ich habe mal einen typischen Dialog aufgeschrieben, vielleicht kann mir jemand für immer wiederkehrende Fragen Tipps für orginellen Antworten geben.

"Wohin fährst denn Du dieses Jahr in den Urlaub?"
Recht vage antworte ich erst einmal: "Nach Afrika."
"Aha, nach Kenia?"
Nun werde ich exakter:"Nein, in die Sahara."
"Interessant, dann geht es nach Marokko oder Tunesien?"
Darauf antworte ich:"Wir fahren nach Libyen."
Mein Gegenüber wird blass und fragt erstaunt:"Zu Gaddafi!"
Komisch, als ich das letzte Mal in London war, hat mich keiner gefragt ob ich wohl Herrn Blair besuchen wolle. Nun antworte ich, dass ich Herrn Gaddafi auf meinen Libyen Touren noch nie direkt begegnet sei, er mich aber von zahlreichen Bildwänden herunter gegrüßt habe.

"Ihr fliegt also nach Libyen und mietet Euch dort einen Jeep?"
Diese Frage wurde auch gestellt als das Flugembargo noch in Kraft war. Die Diskussion darüber, dass nicht alle Geländewagen Jeeps sind erspare ich mir inzwischen und entgegne:"Wir fahren mit unseren eigenen Fahrzeugen dahin."
"Fahrt ihr über Gibraltar und Marokko?"
Nun erkläre ich:"Wir haben leider nur 4 Wochen Zeit, da wäre dieser Weg viel zu lang. Über Genua nach Tunesien geht es viel schneller, in drei Tagen sind wir in Libyen."
"So schnell geht das, das hätte ich nicht gedacht. Fährst Du dahin, wo Du schon mal warst?"
"Die Sahara ist größer als Australien, da gibt es schon paar Ecken, wo ich noch nicht war, ich möchte unterschiedliche Gegenden kennenlernen."

"Aber ist das denn nicht gefährlich?"
Gefährlich ist es auch auf deutschen Autobahnen unterwegs zu sein, deswegen frage ich nur:"Warum?"
"Na wegen der Leute dort."
Darauf erläutere ich, dass wir immer freundlich behandelt wurden und erzähle Anekdoten, z.B. dass man uns das frische Brot zuerst gegeben hat, obwohl wir am Ende der Einkaufsschlange standen.
"Wie kann man sich denn da verständigen?"
"Am besten ist es natürlich, wenn man arabisch spricht."
"Kannst Du Arabisch?"
"Mit meinen paar Broken Arabisch ist eine Unterhaltung nicht möglich, doch fast immer findet man jemanden, der Englisch oder Französisch redet und außerdem funktioniert die Hand- und Fußsprache meistens. Wenn alles nicht hilft, wirkt ein Lächeln Wunder."

"Fahrt ihr von Oase zu Oase?"
"Wir besuchen auch sehenswerte Oasenstädte oder römische Ruinen, aber in erster Linie geht es mir um die eindrucksvolle Landschaft. Am schönsten ist es, wenn man ringsrunm bis zu Horizont nichts von der Zivilisation sieht. Zum Tanken oder Wasser aufnehmen muss man natürlich die Oasen aufsuchen, die liegen oft einige Tagesreisen entfernt."
"Aber es gibt doch diese schönen Wüstenhotels?"
"Wir übernachten meistens weit ab von menschlichen Siedlungen."
"Ihr Schlaft im Zelt?"
"Nein, wir aben unser Haus dabei, unser Schlafzimmer ist im Auto. Wenn das Wetter gut ist, kann man auch im Freien nächtigen."
Jetzt folgt meine Erklärung über den Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht und dass wir abends schon unsere Fleecejacken angezogen haben, wenn die Temperaturen nach Sonnenuntergang auf 28° fielen.
Der Gegenüber schaut mich an, als würde ich ihm Saharalatein erzählen. Ich versuche zu vermitteln und bestätigen, dass im Dezember auch schon Nachfrost hatten, das beruhigt ihn etwas. Dann fragt er:
"In der Wüste leben doch gefährliche Tiere?"
"Heutzutage gibt es dort nicht mehr Löwen und Krokodile."
"Hast Du denn keine Angst vor den Schlangen und Skorpionen?"
Die ausgiebige Diskussion über Schlangen und Skopione ist unvermeidlich. Ich erläutere, dass ich nur vereinzelt gesehen habe und auch nicht auf dem Speiseplan dieser Tierarten stehe. Überzeugen kann ich meinen Gesprächspartener meistens nicht, er hält mich nun für sehr waghalsig und stellt die Frage:
"Dort kommen schlimme Krankheiten vor wie z.B. Malaria, müßt ihr euch vorher impfen lassen?"
Ich versuche zu erklären, dass die Sahara an sich eher steril ist und Krankheiten wie z.B. Malaria, nur übertragen werden können, wenn infizierte Menschen in Reichweite sind. Das es bisher keine Impfungen gegen Malaria gibt, lasse ich vorsichtshaber weg.
"Durch Essen und Trinken, z.B. Eiswürfel in der Coca Cola, kann man sich Durchfall holen."
"Das stimmt, aber der größte Teil unseres Essens stammt aus mitgebrachten Tüten und Dosen. Coca Cola mit Eiswürfeln haben wir in Libyen sowieso nicht bekommen."
"Was trinkt man denn dann?"
"In erster Linie Wasser, das teilweise als Tee, Kaffee oder anders aufbereitet wird. Man glaubt gar nicht wie köstlich lauwarmes Wasser schmeckt, wenn man richtigen Durst hat."
"Lauwarmes Wasser kann man das trinken? Nehmt ihr das Wasser von zu Hause mit?"
"Einen Teil nehmen wir mit, doch als wir sehr heißes Wetter hatten und pro Person 10 Liter am Tag trinken mußten, hätte die Kapazität nie gereicht, alles von zu Hause mitzunehmen."
"10 Liter Wasser, dass kann ich mir gar nicht vorstellen. Woher bekommt ihr denn so viel Wasser?
"Das kann man in der Regel an der Tankstelle erhalten."
"Solches Wasser würde ich nicht trinken, kocht ohr das ab?"
"Wir haben Wasser filter und Entkeimungstabletten dabei. Während einer Kameltour habe ich schon unbehandeltes Brunnenwasser getrunken und keine Probleme gehabt."
Jetzt schaut mich mein Geprächspartner so an, als hielte er mich für lebensmüde.
"Seid ihr schon mal in einen richtigen Sandsturm geraten?"
"Ja, das fühlt sich an wie in einer Waschanlage mit Sand statt Wasser, zum Glück dauerten die meistens nicht sehr lange. Besonders unangenehm ist der Sand in den Augen. Man muß das Auto gut verschließen, der feine Sand dringt durch alle Ritzen."
"Stimmt es, dass hinterherr die Windschutzscheibe blind ist?"
"Wenn der Wind von vorne kommt, kann es passieren, dass die Scheibe beschädigt wird."
"Dazu wäre mir mein Auto zu schade. Was macht man denn überhaupt in der Wüste, da gibt es doch nichts außer Sand?"
Ich verkneife mir die Frage, was denn der Kollege im Urlaub mache, der seit 10 Jahren auf den selben Campingplatz am Atlantik fährt und halte den Vortrag, dass die Sahara nur zu etwa 20% mit Sand bedeckt ist und sonst aus Stein - und Geröllwüsten, Gebirgen und ausgetrockneten Flussbetten besteht.
"Das wäre mir zu eintönig. Bist du auch schon mal in Treibsand geraten, das soll ja lebensgefährlich sein."
"Bisher kenne ich den Treibsand eher aus Westernfilmen. Bei oberflächlich getrockneten Salzseen sollte man allerdings vorsichtig sein, in dem Salzschlamm könnte man versinken."
"Ich habe gehört, dass in der Wüste mehr Menschen ertrinken als verdursten, stimmt das?"
"Wenn es in der Wüste regnet, kann es zu Flutwellen kommen, darin können Menschen ertrinken."
"Habt ihr schon Regen in der Sahara erlebt, dann fängt die Sahara sofort an zu blühen?"
"Wir hatten schon so viel Regen, dass Ebenen, die wir als staubtrocken kennen, überflutet waren. Nach einem ausgiebigen Regen wird es grün und blüht, doch etwas länger als ein paar Stunden dauert das schon."
"Das ist ja alles sehr interessant, mir wäre es aber zu gefährlich. Ich fahre lieben wieder nach Mallorca."



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