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Noten nach der Wende in Berlin entdeckt
erschienen am 14.11.01 im WGA
Die Uraufführung eines Bossas erlebten die Zuhörer als Krönung eines ungewöhnlichen Konzertes

(AWe). Das Holzbläserquintett "Quintessenz" und die Bläser- werkstatt Rheinbach boten Sonntag Nachmittag einen kurzweiligen, weil abwechslungsreichen Streifzug durch die Musikgeschichte.Barock, Romantik, Spätromantik und Neue Musik präsentierten die Musiker anderthalb Stunden lang der Kirche St. Apollinaris in Grune- wald."Toll, von allem etwas dabei" fand die kleine Schar an Interessenten.
Die Bläserwerkstatt Rheinbach (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott) würtigten zunächst ihren geistigen Vater. Der Tscheche Anton Reicha (1770-1836) hat als Erster für Bläserquintette komponiert. Die spieltechnischen Kühnheiten des Bohemes griffen die engagierten Laienmusiker aus dem Raum Euskirchen/Rheinbach auf, bevor sie zu Polka, Tango, Bolero, Walzer und Rumba, kurz den "Five Easy Dances" des Ungarn Dones Agay übergingen.
Die Lokalmatadoren machten einen Schnitt.

"Quintessenz" (Foto) boten einen Streifzug durch die Musikgeschichte.

"Quintessenz", 1993 gegründet und mit ehemaligen und aktiven Mitgliedern des Blasorchester Dabringhausen besetzt, stieg mit lettischen Tänzen ein, ging dann zur Bachs Suite Nr.3 (Air) über,
um dann den "Zauberlehrling" von Dukas und die spätromantische "Summer Day Suite" (Prokofiev) zu intoniern.
Der fünte Programmpunkt war einem Mann gewidmet, ohne den es das Holzbläserquintett nicht geben würde. Sabine Sieger hatte kurz nach der Wende Noten von Erhard Ragwitz (geb. 1933) in einem Musikladen in Berlin erstanden. Das Auftragswerk "Musik für fünf Bläser" des unbekannten Komponisten aus den neuen deutschen Bundesländer ruhte zunächst still bei ihr daheim. Bis die Oboisten den Zufallskauf wiederentdeckte. Ihr Ehrgeiz war geweckt. Mitstreiter wurden gesucht und gefunden.
Seit acht Jahren pflegt "Quintessenz" eine außergewöhnliche Besetzung, die fester Bestandteil der Kulturgemeinde Wermelskirchen geworden ist. Neben Sieger sind dies Eva Reinhards (Flöte), Alexander Kierdorf (Klarinette), Annette Haag (Klarinette), Kristina Schott (Bassklarinette). "Von Ragwitz sind wir heute noch begeistert." verriet Sabine Sieger den Gästen in der Kirche. Generell ist "Quintessenz" aber völlig offen,legt sich stillistisch nicht fest.
Einen Schwerpunkt setzt der Verbund in der Neuen Musik. Das bewiesen die Wermelskirchener gemeinsam mit den Rheinbacher Gästen. Zum Schluss führten Sie einen tonal geschriebenen Bossa von Uwe Lörch auf, dem stellvertretenden Solo-Klarinettisten des WDR-Sinfonieorchesters. Lörch hatte den beiden Ensemblen das von vielen kontrapunkt getragene Stück auf den Leib geschrieben. Tags zuvor war es in Großbüllesheim erstmals öffentlich erklungen,am Sonntag erlebte Grunewald dann die Ur-Aufführung, Teil 2.
Nach der Zugabe, dem Walzer Nr. 2 aus der Jazz-Suite Nr.2 von Dimitri Schostakowitsch, wurde beim geselligen Beisammensein in der "Schnitzelpfanne" betont: Dies wird nicht die letzte Ko-Produktion beider Ensembles gewesen sein. In ein, zwei Jahren soll ein neues Projekt angegangen werden. Die Mitglieder verlieren sich eh nicht aus den Augen, einige vereint das Landesblasorchester.
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